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Bier-Ge(h)nuss im Aberland auf Deutschlands 1. Bierfernwanderweg

„Das Wanderglück im Arberland ist bernsteinfarben, malzig und süffig und garantiert aus der Region!“

So  wirbt die Homepage von „Deutschlands erstem Bierfernwanderweg „für eine neue touristische Attraktion. Hier, im Bayerischen Wald, lernen Gäste im Rahmen von acht Etappen – und insgesamt 125 Kilometern – nicht nur die Brauereien des Landkreises Regen, sondern auch seine schönsten Biergärten, prämierten Genussorte und gastronomische Glanzlichter kennen. Acht Brauereien nebst Biergärten und anderen Lokalen entfallen auf die Kernrunde, die auf einer Länge von 109 Kilometern und 2836 Höhenmetern durch den Bayerischen Wald führt.

Eingeteilt ist der Rundweg ab Viechtach in sechs Etappen, wobei man ebenso gut in Zwiesel oder Regen einsteigen kann. Hinzu kommen zwei Zusatztouren ab Zwiesel, zu denen man per Bahn gelangt. Der Bierfernwanderweg, der vorhandene Wanderstrecken miteinander kombiniert, ist in dieser Form neu. Wegen der Pandemie ist er aber nie feierlich vor Ort eröffnet worden, sondern lediglich digital.

Wer den Weg gehen will, startet am besten mit einem Download von Karte und Wegbeschreibung aufs Smartphone. Sich nur auf aufgeklebte Hopfensymbole entlang des Weges zu verlassen, funktioniert (noch) nicht so richtig , wie das Traunsteiner Tagblatt berichtet, dass den Weg schon getestet hat. 

Im Etappenort Zwiesel blickt die Dampfbierbrauerei auf eine lange Tradition zurück – auch wenn sie inzwischen alleine dasteht. Im 19. Jahrhundert gab es in dem niederbayerischen Städtchen über ein Dutzend Brauereien. Dieter Pfeffer ist Seniorchef der familiär geführten Brauerei und vertritt sein Produkt mit Selbstbewusstsein. „Wir wollen ein Kontrast zu den Großen auf dem Markt sein.“Den Trinkgenuss sieht Pfeffer als persönliches Erlebnis mit Geschichte: „Hier spüre ich die Region.“

Ihm habe es „gestunken“, sagt der Brauerei-Seniorchef, dass die Presse oft genug von Craft-Bieren aus Amerika geschwärmt habe, deren Hype hinüber schwappte – wo Vergleichbares doch gleich bei ihnen und anderen ohne lange Lieferwege entstehe.

Alte Rezepte aktualisiert

In dieselbe Kerbe schlägt Frank Reuter. Er ist Braumeister bei Adam Bräu in Bodenmais, wo ein anspruchsvolles Stück des Fernwanderwegs hinauf zum Berg Hennenkobel beginnt. „In kleinen Brauereien in Bayern wurden schon immer Craft-Biere gemacht“, sagt Reuter. Ihn reize es, „Rezepte von früher wieder aktuell zu machen“. Ehrensache, dass der 54-Jährige jeden Tag Bier trinkt: „Am liebsten ein Helles und immer das eigene. Ich habe nämlich eine Fremdbierallergie.“

Der Bierfernwanderweg verläuft vielerorts abseits ausgetretener Pfade. Die Frischluft ist Wellness für Seele und Lungen. Gleichzeitig schärfen sich Schritt für Schritt die Blicke für Miniaturen der Natur. Das Allerkleinste gewinnt an Größe. Wann hat man inmitten medialer Reizüberflutung zuletzt auf Maserungen von Baumrinden geachtet, Symmetrien von Brennnesselblättern, das leuchtende Grün von Farnen im Gegenlicht? Es muss nicht immer spektakulär zugehen.

Historische Bier- und Eiskeller

Ein Erlebnis ist eine Führung durch die historischen Bier- und Eiskeller in Regen. Die waren lange verschüttet und vergessen. Die Postkellerfreunde haben sie wiederbelebt. Sigrid Schiller-Bauer zählt zu ihnen. Ehrenamtlich hilft die 51-Jährige mit, das Kulturgut vor der eigenen Haustür zu erhalten. „Außer Bier wurden früher bei idealer Kühlschranktemperatur auch Produkte wie Fleisch, Wurst, Lauch und Mohrrüben gelagert“, erzählt sie. Krönender Abschluss ist eine Bierkostprobe, draußen in der Hütte der Postkellerfreunde. Spruchtafeln zieren die Holzwände. Auf einer steht: „Im Himmel gibt’s kein Bier, drum trinken wir es hier.“

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